Über

… die Collage als Kunstform

Collage ist zunächst eine künstlerische Methode: Vorgefundenes Material – Fotos, Zeitungsausschnitte, Paper- und Stofffetzen, Verpackungen, digitale Bilder – wird ausgeschnitten, geschichtet und fixiert, bis sich eine neue Bildordnung einstellt. Visuelle Fragmente unterschiedlichster Art werden zu einer neuen Bildrealität montiert.

Das Verfahren selbst ist demokratisch: Es inspiriert etablierte Künstlerinnen ebenso wie passionierte Autodidaktinnen zu immer neuen visuellen Rätseln.

Nicht nur durch die eingefügten Bilder entfaltet die Collage ihre Wirkung, auch die Texturen des Papiers und sonstigen Materials wirken mit. Ästhetisch lebt sie von sichtbaren Bruchstellen: Schnittkanten und Materialstrukturen bleiben erkennbar und verweisen auf die Herkunft und ursprüngliche, nun nicht länger sichtbare Umgebung der Fragmente. Zwischen vertrauten Bildzitaten öffnen sich neue Bedeutungsfelder, die sich weniger durch Vorspiegelung einer „Realität“ als durch ihre Unterwanderung einstellen.

… die hier gezeigten Collagen

Das Ausgangsmaterial der hier ausgestellten Collagen stammt aus einem analogen Fundus unterschiedlicher Jahrzehnte und Jahrhunderte: Bücher, Zeitschriften, Werbeanzeigen sowie »Frauen-« und »Herrenmagazine« der 1950er- und 1960er-Jahre. Aus diesen Relikten entstehen zunächst Papiercollagen; manche werden anschließend digital weiterbearbeitet, um etwa Schnittkanten verschwinden zu lassen.

Für rein digitale Collagen werden einzelne Schnipsel oder frühe Papiercollage-Stadien gescannt, vergrößert, geschichtet, pixelweise verfremdet und neu arrangiert. Analoges und Digitales verschränken sich dabei, befragen und spiegeln einander.

Ein eigener Werkblock, die »Theatercollagen«, reagiert bildnerisch auf ausgewählte Inszenierungen: Diese Pictural Comments erzählen nicht nach, sondern stellen der Bühnenaufführung eine Aufführung anderer Art zur Seite: Die lineare Dramaturgie des Abends wird zur visuellen Dramaturgie, die flüchtige Bühnenmomente in simultane Schichtungen – unterschiedlicher Szenen, Motive und Interpretationsansätze – übersetzt. Indem sie auswählen, überdecken, freilegen, entsteht eine zweite, kommentierende Dramaturgie. Die Theatercollagen verbildlichen Stimmung, Rhythmus und ›Temperatur‹ der Aufführung und laden das Publikum ein, selbst Regie zu führen: die Augen wandern, kombinieren, füllen Leerstellen mit eigenem Erzählsinn. Auf diese Weise wird die Aufführung nicht dokumentiert, sondern neu »geschrieben« – nur eben mit Bildern statt mit Worten.